Ab wann ist Taschengeld sinnvoll?

Finanz- und Erziehungsratgeber sind sich einig: Mit regelmäßigem Taschengeld zur freien Verfügung und einem Budgetgeld für festgelegte Ausgaben lernen Kinder und Jugendliche den sicheren Umgang mit Geld.

Manche Eltern belohnen das Verhalten ihrer Kinder, etwa für das Aufräumen des Kinderzimmers oder Müll rausbringen. Andere belohnen gute Noten. Wenn Kinder aber ihre Aufgaben nicht erfüllen oder nicht die gewünschten Zensuren bekommen, wird das Geld gekürzt. Bei beiden Methoden lernen Kinder nicht mit Geld umzugehen.

Jugendverschuldung nimmt immer weiter zu

Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) fasst in der Studie „Taschengeld und Gelderziehung“ (2014) (Download pdf) sechs individuelle Gründe für die Jugendverschuldung zusammen:

  1. Fehleinschätzung der regelmäßigen Einnahmen
  2. Unkritisches Konsumverhalten und Beeinflussung durch Werbung
  3. Mangelhaftes Wissen über Haushaltsführung und -planung
  4. Geringe finanziellen Bildung zu alltäglichen Themen
  5. Kritische Lebensereignisse, wie Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Unfall
  6. Persönliche Probleme werden durch Konsum kompensiert

In vielen Punkten haben Eltern, aber auch Schulen, darin versagt, den Kindern finanzielle Allgemeinbildung zu vermitteln. Bestimmte Verhaltensweisen der Eltern werden von ihnen unreflektiert übernommen.

Es ist sicher keine gute Idee, die eigenen Kinder entscheiden zu lassen ab wann sie Taschengeld bekommen. Im Kinder- und Jugendalter können wir Eltern die eine oder andere Eskapade zwar noch verhindern. Doch spätestens mit der Volljährigkeit locken Banken und Finanzdienstleister mit unbegrenzten Geldströmen.

Es liegt an uns, unsere Kinder zu einem gewissenhaften Umgang mit Geld zu erziehen und vor Konsumschulden zu bewahren. Viele Jugendliche verlieren den Überblick über ihre Finanzen. Heutzutage können sie schnell Verträge abschließen, wissen aber nicht, wie sie diese wieder kündigen.

Taschengeldkonto

Welche Bedeutung hat Taschengeld?

Taschengeld ist nicht an Bedingungen geknüpft, wird immer in der gleichen Höhe und in einem festen Rhythmus ausgezahlt. Die Kinder lernen für ihre Wünsche Geld auszugeben, kurz- oder mittelfristig zu sparen und sich ihr Geld einzuteilen. Nur so sammeln sie eigene Erfahrungen als Konsumenten.

Ab welchem Alter wird Taschengeld empfohlen?

Mit Taschengeld können schon Kinder unter 6 Jahren den Umgang mit Geld lernen. Wenn Kinder jünger als 6 Jahre sind können Eltern langsam damit beginnen ein geringes Taschengeld zu zahlen. Am besten jede Woche. Sonst werden die Abstände zu groß. In der 1. Klasse der Grundschule sollte jedes Kind regelmäßig Taschengeld bekommen.

Schon von klein auf beobachten uns unsere Kinder etwa beim Einkauf, wir geben ihnen direkte Anweisungen oder sie machen erste eigene Erfahrungen. Oft passiert das beiläufig und nicht zielgerichtet. Wenn wir unsere Kinder im Alter von 2 oder 3 Jahren beim Bäcker die Brötchen bezahlen lassen, lernen sie das Ritual der Geldübergabe kennen. Sie verstehen, dass Geld gegen Ware getauscht wird.

Zu Beginn des Grundschulalters lernen Kinder, dass für eine Tafel Schokolade weniger Geld ausgegeben werden muss als für ein Kuscheltier. Münzen und Scheine werden mit ihrem Geldwert verknüpft. Die Bedeutung von Wechselgeld und wie man es berechnet wird erlernt.

Mit steigendem Alter wird das Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge komplexer. Kinder ab 10 Jahren können Preise vergleichen und Gewinne berechnen. Ab jetzt kann das Taschengeld monatlich ausgezahlt werden.

Später lernen Jugendliche, dass sich der Wert einer Ware an dem orientiert, was jemand bereit ist dafür zu bezahlen. Sie verstehen die Verknüpfung von Werbung und Image mit dem Preis einer Ware. Solche wirtschaftlichen Zusammenhänge wie Angebot und Nachfrage, Wettbewerb sowie Gewinnstreben werden erkannt.

Taschengeldtabelle 2020: Empfehlung des Deutschen Jugendinstituts

Es gibt zahlreiche Tabellen und Vorschläge für die Höhe des Taschengeldes. Was angemessen ist, müssen letztendlich wir Eltern entscheiden. Es handelt sich stets um Empfehlungen, unabhängig eurer individuellen Familiensituation. Wir beziehen uns im Folgenden auf die Taschengeldtabelle 2020 des Deutschen Jugendinstituts:

AlterTaschengeld
unter 6 Jahren0,50 – 1 Euro/Woche
6 Jahre1 – 1,50 Euro/Woche
7 Jahre1,50 – 2 Euro/Woche
8 Jahre2 – 2,50 Euro/Woche
9 Jahre2,50 – 3 Euro/Woche
10 Jahre 15,50 – 18 Euro/MONAT
11 Jahre 18 – 20,50 Euro/Monat
12 Jahre 20,50 – 23 Euro/Monat
13 Jahre 23 – 25,50 Euro/Monat
14 Jahre 25,50 – 30,50 Euro/Monat
15 Jahre 30,50 – 38 Euro/Monat
16 Jahre 38 – 45,50 Euro/Monat
17 Jahre 45,50 – 61 Euro/Monat
Ab 18 Jahren 61 – 76 Euro/Monat

Was muss vom Taschengeld alles bezahlt werden?

Wofür die Kleinen ihr Geld ausgeben und wofür sie es ausgeben sollten, sind wohl zwei Paar Schuhe. Was aber auch nicht weiter schlimm ist, denn Taschengeld ist für sie Übungsgeld. Unsere Kinder sollen mit ihrem Geld lernen kleine Dinge zu kaufen oder für etwas zu sparen.

Ihre Wünsche werden sich mit dem Alter und der Höhe des Taschengeldes ändern. Anfangs kaufen sie Süßigkeiten, Zeitschriften oder Spielsachen. Später ist es dann der tägliche halbe Liter Energy Drink, der Burger bei McDonalds oder der Handyvertrag.

Sie treffen ihre eigenen Entscheidungen und können sich das Geld selbst frei einteilen. Nur so sammeln Kinder und Jugendliche wichtige Erfahrungen, die sie später vor deutlich teureren Konsumentscheidungen bewahren.

Wenn euer Kind doch einmal über die Stränge schlägt und sich bspw. ein viel zu teures Smartphone kauft, so könnt ihr dank des sogenannten Taschengeldparagraphen den Kauf rückgängig machen.

Budgetgeld für Jugendliche zusätzlich zum Taschengeld

Eine weitere Möglichkeit, Jugendliche zu finanzieller Eigenständigkeit zu erziehen, ist das Budgetgeld. Ab 14 Jahre treffen Jugendliche eigene Kaufentscheidungen und verstehen immer komplexere wirtschaftliche Zusammenhänge. Das perfekte Alter, um ihnen Verantwortung für ihren Teil des Familienbudgets zu übertragen.

Was ist Budgetgeld?

Budgetgeld wird Jugendlichen zusätzlich zum Taschengeld ausgezahlt und wird für vorher festgelegte Einkäufe wie Kleidung oder Essen außer Haus ausgegeben. Es wird gemeinsam mit den Eltern oder allein von den Jugendlichen verwaltet, um den Umgang mit Geld zu lernen und finanziell selbstständig zu werden.

Dieses (Budgetgeld) sollte zusätzlich zum Taschengeld eingeplant werden und dient für festgelegte Ausgaben wie Kleidung oder Schulmaterial. Es kann von den Eltern verwaltet werden oder älteren Kindern z.B. über ein Girokonto zur Verfügung gestellt werden.
– Dr. Alexandra Langmeyer-Tornier (Deutsches Jugendinstitut DJI)

Was ist der Unterschied zwischen Budgetgeld und Taschengeld?

Während das Taschengeld den Kindern und Jugendlichen zur freien Verfügung steht und sie damit bezahlen können, was sie wollen, wird das Budgetgeld für vorher festgelegte Ausgaben eingeplant. Wichtig ist, Taschengeld und Budgetgeld getrennt voneinander auszuzahlen, um den Unterschied zwischen notwendigen Ausgaben und Geld für eigene Konsumwünsche zu verdeutlichen.

Wieviel Budgetgeld steht Jugendlichen zu?

Eltern sollten mit ihren Kindern überlegen, welche regelmäßigen Einkäufe anfallen und das Budgetgeld mit ihnen verwalten oder bei älteren Kindern das Haushalten ganz den Jugendlichen überlassen.

Zuerst müsst ihr die monatlichen Kosten mithilfe eines Haushaltsbuches festhalten und dann gemeinsam mit eurem Nachwuchs ein Budget festlegen. Genau wie die Höhe des Taschengeldes, ist das Budgetgeld von eurer finanziellen Situation abhängig.

Auch für das Budgetgeld gibt das Deutsche Jugendinstitut Empfehlungen heraus:

Schulmaterial5 – 10 Euro/Monat
Körperpflege5 – 10 Euro/Monat
Telefon/Handy10 – 20 Euro/Monat
Öffentlicher Nahverkehr15 – 20 Euro/Monat
Essen außer Haus20 – 30 Euro/Monat
Kleidung/Schuhe30 – 50 Euro/Monat
Empfehlung des Deutschen Jugendinstituts 2020 für Budgetgeld

Taschengeld mit Nebenjobs aufbessern

Kinder und Jugendliche haben in der Regel weit mehr Geld zur Verfügung als ihr Taschengeld. Zu Geburtstagen und Feiertagen werden häufig Geldgeschenke verteilt.

Jugendliche können zusätzlich einen Nebenjob annehmen und ihr Taschengeld aufbessern.

Finanzielle Eigenständigkeit mit einem Girokonto

Ein Taschengeldkonto sollte durchweg kostenfrei sein und über Onlinebanking verfügen. Achtet auch darauf, dass es keinen Dispokredit gibt und nur das Guthaben verbraucht werden kann. In der Regel funktionieren aber alle Konten für Minderjährige auf Guthabenbasis. Einige fangen aber ab 18 Jahren an einen Dispokredit einzuräumen.

Wenn alles passt, kann euer Kind später das Girokonto übernehmen, um das Taschengeld zu verwalten. Als Eltern seid ihr aber weiterhin bevollmächtigt und habt eigene Zugangsdaten.

Viele Banken bieten auch kostenlose Prepaid-Kreditkarte. Gerade für Kinder und Jugendliche auf Reisen sind diese nützlich. Sie können manchmal kostenlos Bargeld abheben. Außerdem könnt ihr als Eltern von zu Hause aus die Karte mit Geld aufladen und die Kosten im Blick behalten.

Wie hoch sollte das Taschengeld sein?

Die Höhe des Taschengeldes ist immer auch abhängig von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern. Statistiken zeigen, dass Einzelkindern mehr Geld zur Verfügung steht als Kindern aus Großfamilien. Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) gibt Empfehlungen ab, an denen sich Eltern orientieren können.

  • Kinder unter 6 Jahren sollten 50 Cent bis 1 Euro pro Woche erhalten, um langsam den Umgang mit Geld zu lernen und ein Gefühl für den Geldwert zu entwickeln. Insgesamt 2 bis 4 Euro pro Monat.
  • 6 Jährige sollten in der 1. Klasse ein Taschengeld von 1 bis 1,50 Euro jede Woche bekommen. Das sind 4 bis 6 Euro pro Monat.
  • 7 Jährigen in der 2. Klasse wird empfohlen jede Woche ein Taschengeld von 1,50 bis 2 Euro auszuzahlen. Also 6 bis 8 Euro pro Monat.
  • 8 Jährige in der 3. Klasse sollten am besten jede Woche ein Taschengeld in Höhe von 2 bis 2,50 Euro erhalten. Sprich 8 bis 10 Euro pro Monat.
  • 9 Jährige Kinder in der 4. Klasse lernen mit einem Taschengeld von 2,50 Euro bis 3 Euro pro Woche den Wert von Geld kennen. Das sind 10 bis 12 Euro pro Monat.
  • 10 Jährige in der 5. Klasse erhalten laut der Empfehlung des DJI 16 bis 18,50 Euro pro Monat.
  • 11 Jährige in der 6. Klasse sollten 18,50 bis 21 Euro Taschengeld pro Monat ausgezahlt werden.
  • 12. Jährige in der 7. Klasse wird empfohlen 21 bis 23,50 Euro pro Monat an Taschengeld zu überlassen.
  • 13 Jährige in der 8. Klasse können mit 23,50 bis 26 Euro Taschengeld pro Monat am besten den Umgang mit Geld lernen.
  • 14 Jährige in der 9. Klasse erhalten 26 bis 31 Taschengeld pro Monat und zusätzlich ein Budgetgeld in Höhe von 85 bis 140 Euro für festgelegte Ausgaben.
  • 15 Jährigen in der 10. Klasse sollten Eltern ein monatliches Taschengeld in Höhe von 31 bis 39 Euro und ein Budgetgeld in Höhe von 85 bis 140 Euro für festgelegte Ausgaben auszahlen.
  • 16 Jährige in der 11. Klasse lernen mit Geld umzugehen, wenn ihnen ein Taschengeld von 39 bis 47 Euro pro Monat zur Verfügung steht und darüberhinaus ein Budgetgeld in Höhe von 85 bis 140 Euro für festgelegte Ausgaben gezahlt wird.
  • 17 Jährige in der 12. Klasse sollten von ihren Eltern 47 bis 63 Euro an Taschengeld jeden Monat erhalten und zusätzlich ein Budgetgeld in Höhe von 85 bis 140 Euro für festgelegte Ausgaben.
  • 18 Jährige erreichen eine finanzielle Selbstständigkeit, wenn Eltern ihnen pro Monat 63 bis 79 Euro Euro monatlich an Taschengeld bezahlen und außerdem ein Budgetgeld in Höhe von 85 bis 140 Euro für festgelegte Ausgaben, das sie selbst verwalten.
  • Mit 19, 20 oder 21 Jahren und Älteren wird ebenfalls ein Taschengeld von 63 bis 79 Euro pro Monat und ein Budgetgeld in Höhe von 85 bis 140 Euro für festgelegte Ausgaben empfohlen, bis sie ihr eigenes Geld verdienen und finanziell eigenständig sind.