Kindern Finanzen beibringen

Viele Menschen fangen erst mit 30 Jahren an, ihre Finanzen auf Vordermann zu bringen. Sie haben es nie gelernt. In der Schule ist Geld kein Thema. Die eigenen Eltern haben vielleicht nicht den besten Umgang vorgelebt. Wenn man schon eigene Kinder hat, stellt sich die Frage: Kann ich meinen Kindern einen richtigen Umgang mit Finanzen beibringen, wenn ich nicht einmal meinen eigenen Finanzkram überblicke?

Die Antwort lautet ganz klar: Ja, es geht! Und in diesem Artikel lernst du wie es geht.

Du kannst deinen Kindern viel erzählen, aber wenn du dich selber nicht daran hältst, werden sie sich nicht daran halten. „Tu was ich dir sage und nicht was ich tue“ ist keine effektive Erziehungsmethode. Deine Kinder werden eher deinem Beispiel folgen. Sie werden sich denken, „wenn Mama oder Papa es getan haben, ist es okay, wenn ich es tue“.

Laurie hat es geschafft. Über viele Jahre häufte die 4-fache Mutter gemeinsam mit ihrem Ehemann einen riesigen Schuldenberg an. Sie hatten über 60.000 Euro an Verbraucherschulden und eine aufgeblähte Hypothek. Jeden Monat mussten sie zwischen 1.000 und 1.500 Euro zurückzahlen. Trotz ihrer schlechten Vorbilder sind alle vier Kinder finanziell sehr verantwortungsbewusst. Sie sind gute Sparer und wägen jede Ausgabe sorgfältig ab. Wie hat Laurie ihre Finanzen in den Griff bekommen und gleichzeitig ihren Kindern Wissen über Geld vermittelt? Allen Eltern gibt sie 5 Tipps mit auf den Weg.

Wie bringe ich meinem Kind den Umgang mit Geld bei?

Es gibt zu dem Thema eine Studie der Ökonomen Henrik Cronqvist und Stephan Siegel. Sie haben das Sparverhalten von eineiigen Zwillingen untersucht und herausgefunden, dass 33 % aller Sparentscheidungen von unseren Genen beeinflusst sind.

Ob wir unser Geld also Hamstern oder am Anfang des Monats verprassen, hängt also auch stark von unserem Erbgut ab. Der Effekt von Erziehungsmaßnahmen unserer Eltern nimmt im Laufe des Lebens wieder ab.

Die beiden Forscher stellen fest, dass „das familiäre Umfeld im Kindesalter und der persönliche sozioökonomische Status beeinflussen den Geneffekt.“ 

Wenn du Probleme hast, dich an dein Budget zu halten, liegt das auch an deinen Genen. Sparer sind bereit für die Zukunft zu verzichten und eher geduldiger. Sie rauchen weniger und sind seltener übergwichtig.

Also dann, retten wir, was zu retten ist…Welcher Bereich der Erziehung verspricht schon eine 100 prozentige Erfolgsaussicht?

Tipp #1 Nutze bewusst Alltagssituationen zur Erziehung

Die Gelderziehung lässt sich aufteilen in Geldbeschaffung, Geldverwaltung und die Geldver(sch)wendung.

Das Thema Einkommen wird wohl in vielen Familien nur thematisiert, wenn die Einnahmen nicht reichen. Stellt euren Kindern/Jugendlichen möglichst viele Berufe vor. Welche Jobs üben Verwandte und Freunde aus? Was gefällt ihnen an ihrer Arbeit? Später kommen komplexere Fragen dazu: Arbeiten sie Voll- oder Teilzeit? Wie haben sie ihre letzte Gehaltserhöhung durchgesetzt?

Wenn wir uns wünschen, dass unsere Kinder ihr Geld gut beisammenhalten, dann müssen wir sie in die Finanzplanung der gesamten Familie einbeziehen. Wie wird im Laden oder online bezahlt? Lagert das Familienvermögen auch in einem Sparschwein? Zeigt euren Kindern bspw. wie ein Geldautomat funktioniert.

Unsere Kinder beobachten meistens nur passiv unser Einkaufsverhalten etwa im Supermarkt. Sie bekommen mit, wie wir über größere Anschaffungen diskutieren. Warum sollten wir sie nicht aktiv in unseren Konsum einbinden?

Wieso wohnen wir in München-Schwabing und ziehen nicht wegen der günstigen Mieten nach Gelsenkirchen?

Auch Steuerzahlungen, laufende Kosten wie Versicherungen, Abos und Verträge könnt ihr thematisieren. Immer mehr junge Erwachsene verschulden sich aufgrund von Konsumkrediten und horrenden Handyverträgen.

Kinder können lernen sich Sparziele zu setzen und ihren Fortschritt zu verfolgen. Wie investiert ihr bspw. für eure Altersvorsorge?

Lasst uns für unsere Kinder gute Vorbilder sein und sie an den Familienfinanzen teilhaben.

Tipp #2 Offen und ehrlich über Schulden sprechen

Als das Ehepaar sich ihrer verfahrenen Situation bewusst wurde und beschloss etwas zu ändern, hatten sie das schwierigste Gespräch ihres Lebens. Sie beichteten die finanzielle Notlage ihren Kindern und entschuldigten sich bei ihnen.

Sie beschönigten nichts und kündigten Veränderungen an, die alle Familienmitglieder betreffen werden. Nur so könnten sie die Situation verbessern und aus der Verschuldung herauskommen.

Die Kinder lernten dadurch, dass auch Eltern grobe Fehler machen und man diese aber korrigieren kann. Schulden und ein unverantwortlicher Umgang mit Geld sind nicht in Ordnung.

Laurie berichtet, dass ihre Kinder unterschiedlich auf die Nachricht reagierten. Die einen waren mitfühlend und die anderen reagierten wütend. Das war sicher keine leichte Situation für das Ehepaar.

Der 5-jährige Sohn fragte, wie sie sich verschuldet haben und wie es sein kann, dass sie Geld ausgeben, das sie nicht haben. Kinderlogik kann so nervig sein.

Tipp #3 Mit den Kindern Haushaltsbudget planen und ihnen so Finanzen beibringen

Mit den Kindern Haushaltsbudget planen

Als nächstes verpflichteten sich Laurie und ihr Ehemann dazu ein Haushaltsbudget aufzustellen und sich daran auch zu halten. Das erste Mal in 16 Ehejahren!

Um die Schulden rasch zu tilgen, entschieden sie sich für die Methode des Schulden-Schneeballs. Dabei werden alle Schulden der Höhe nach sortiert. Kleinere Schulden werden zuerst angegangen. Wenn die erstmal getilgt wurden, steigt die Motivation und das Vertrauen in den begonnenen Weg.

„Wir erstellten auch eine Excel-Tabelle, auf der die Kinder unsere Fortschritte und unsere monatlichen Ausgaben sehen konnten. Wir stellten klar, dass wir immer noch die Kontrolle darüber hatten, wie das Geld ausgegeben wurde, aber wir begrüßten auch ihr Feedback zu den Ausgaben, die sie für unseriös hielten.“

Das Tilgen der Schulden wurde zur Familienangelegenheit. Alle Familienmitglieder hatten Einsicht in die Finanzen.

Laurie berichtet, dass ihre Kinder geplante Ausgaben kommentierten und nach deren Notwendigkeit fragten. Genauso fragten die Eltern ihre Kinder, was sie mit ihrem Taschengeld vorhaben. Laurie ermutigte sie zumindest etwas zu sparen und sich Ziele zu setzen.

Tipp #4 Fehltritte nicht verheimlichen

Auch das bleibt nicht aus. Laurie und ihr Ehemann konnten sich nicht immer an ihr auferlegtes Budget halten. Das Tilgen der Schulden dauerte Jahre. Manchmal verfielen sie alten Gewohnheiten. Dann hieß es wieder, den Kindern zu beichten. Wie unangenehm.

Ehrlichkeit gegenüber ihren Kindern war ihnen wichtig. Sie haben sich bei ihnen entschuldigt und versprachen weiter an sich zu arbeiten. Das half den Kindern zu sehen, dass Fehler ein Teil des Lebens sind.

Tipp #5 Lernt gemeinsam mit euren Kindern über Finanzen

Gemeinsam lernen, wie man mit Geld umgeht

In der Zeit der Schuldentilgung hat Laurie viel über Geld gelernt. Sie hat Bücher gelesen und sich auf kostenlosen Finanzblogs informiert. Das erlernte Wissen teilte sie mit ihren Kindern.

Gemeinsam lernten sie, wie Kredite funktionieren und warum sie wegen der Kreditkarten den Überblick über ihre Finanzen verloren. Niemand schenkt dir Geld. Früher oder später muss es zurückgezahlt werden samt Zinsen.

Wir brachten ihnen bei, wie wichtig regelmäßiges Sparen ist, wie wichtig es ist, Schulden zu vermeiden, und wie wichtig es ist, zukünftige Ausgaben zu planen. Jedes Mal, wenn wir etwas Neues über den Umgang mit Geld lernen, teilen wir es auch mit den Kindern.

Sich über Finanzen zu informieren, ist ein fortlaufender Prozess. Früher wollte Laurie mit den Nachbarn mithalten, dazugehören. Statt für sich selbst vorzusorgen, machten sie die Banken reich. Sie dachte, dass Geld eine Glückssache ist. Nichts dass man planen kann. Entweder man hat es oder eben nicht.

Tipp #6 Mit euren Kindern Träume und Ziele für eure Finanzen setzen

Als die Familie anfing ihre Schulden zu tilgen, zahlten sie jeden Monat 1.200 Euro an die Banken. Wie wäre ihr Leben, wenn sie dieses Geld monatlich behalten könnten?

Würden sie wieder in alte Verhaltensmuster verfallen und alles ausgeben? Laurie träumte von einem gemeinsamen Urlaub und schöner Kleidung für ihre Kinder. Auch für die Eltern war es hart, immer Nein zu den Wünschen der Kinder zu sagen.

Ich sagte ihnen, dass wir wollten, dass die Dinge für unsere Familie anders sein sollten; dass wir nicht mehr um Geld kämpfen wollten. Und ich sagte ihnen, dass unser Weg in die Schuldenfreiheit bedeutete, dass das Geld für eine Weile wirklich knapp sein würde, da wir die Ausgaben unter Kontrolle hatten und zusätzliches Geld in die Schulden stecken würden.

Laurie wollte, dass sich ihre Kinder finanzielle Ziele setzen, die sie kurz-, mittel- und langfristig verfolgen könnten.

Zusammenfassung

Es ist ein schwerer Schritt, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und sich vor den eigenen Kindern zu offenbaren. Doch nur so kannst du verhindern, dass deine Kinder die gleichen Fehler machen.

Sie nehmen sich an deinem Handeln ein Beispiel, ob du willst oder nicht. Lass deine Taten sprechen!

Wenn du bereit bist, dich auf die Reise in eine schuldenfreie Zukunft zu begeben, kannst du deine Kinder mitnehmen und ihnen helfen, den richtigen Umgang mit Geld zu lernen. Während du deine Angewohnheiten ablegst, schaffst du eine bessere finanzielle Situation für dich und deine Kinder.

Laurie ist sich sicher, dass ihre Kinder mehr über das Sparen und Investieren wissen als viele andere Gleichaltrige. Es hat ihnen geholfen zu sehen, wie ihre Eltern trotz der erdrückenden Schulden zu ihren Fehlern stehen und sich verpflichten es in Zukunft besser zu machen.

Kinder leiden unter einer hohen Verschuldung, ob wir das als Eltern wollen oder nicht. Sie merken es eh. Laurie hat Verantwortung übernommen und ihre Kinder an dem Weg aus den Schulden beteiligt, ohne sie zu überfordern. Sie ist sich sicher, ihre Kinder werden eine sichere finanzielle Zukunft haben und ihre Fehler nicht wiederholen.