Wie organisieren Paare ihre Finanzen?

Sobald ihr das tägliche Leben miteinander teilt und zusammenzieht, fallen eine Menge Ausgaben an, die untereinander verteilt werden müssen. Mit welchem Kontenmodell könnt ihr als Paar Finanzen organisieren? Die monatliche Miete, Strom, Internet oder Kosten für Auto und Urlaub tragen beide gemeinsam.

Gerade bei Paaren mit ungleichem Einkommen stellt sich die Frage nach der Verteilung von Kosten. Wenn sie sich den teuren Skiurlaub locker leisten kann und er dafür in den Dispo rutscht, entsteht dringender Gesprächsbedarf. Er legt Wert auf Biolebensmittel, für die sie aber nicht immer genug Geld übrig hat. Bezahlen beide das Gleiche oder prozentual entsprechend des Einkommens?

Als Familie wird es dann noch komplizierter. Nach der Hochzeit könnt ihr eure Steuerklassen ändern. Mit dem ersten Kind kommen Fragen zur Elternzeit auf. Wer beruflich zurücksteckt und weniger verdient, kann nicht mehr den gleichen Ausgabenanteil tragen.

Klassischerweise geht er weiter arbeiten und wird zum Familienernährer, während sie zu Hause das Kind hütet. Das Elterngeld schafft einen temporären aber eben keinen vollständigen Gehaltsausgleich. Ist es fair, wenn sie nur noch 67 Prozent ihres letzten Einkommens hat und er sein volles Gehalt behält? Und was passiert, wenn sie dauerhaft auf das Kind aufpasst und den Haushalt  schmeißt?

Paare könnten sich auch die Elternzeit aufteilen und zu gleichen Teilen die Kindererziehung übernehmen. Dann ist ihre Familie nicht nur von einem Einkommen abhängig. Das schafft Sicherheit, verhindert aber jeden Karrierewunsch.

Es gibt keine Naturgesetze oder allgemeingültigen Regeln für die Aufteilung von Arbeit oder die Begleichung von gemeinsamen Rechnungen. Jedes Paar muss ein individuelles Konzept entsprechend der jeweiligen Lebensumstände und Ansprüche aushandeln.

Eine Antwort auf die Frage, wie ihr als Paar Finanzen organisiert, liefert das von euch favorisierte Kontomodell für eure Beziehung. Im folgenden Artikel stellen wir 3 Varianten vor, mit denen ihr eure Familienfinanzen in den Griff bekommt:

Variante #1 Mit getrennten Konten als Paar Finanzen organisieren

Mit diesem Kontenmodell starten alle Paare in ihre Beziehung. Jeder bringt sein eigenes Konto mit und man überweist sich das Geld hin und her.

Ihr müsst festlegen, wer wann welche Fixkosten bezahlt und wie alltägliche Ausgaben abgerechnet werden. Das ist für viele unübersichtlich und mühsam.

Richtig schwierig wird es, wenn ein Kind unterwegs ist und die gemeinsamen Ausgaben in die Höhe treibt. Bezahlt er etwa auch für Umstandsmode und Still-BH? Wer hier anfängt jede Rechnung aufzudröseln wird im Leben (und in der Beziehung) nicht mehr froh.

Variante #2 Ein gemeinschaftliches Konto für eure Beziehung

Total entnervt beschließt das Paar, die persönlichen Konten zu schließen und ein gemeinsames Konto zu eröffnen. Dabei handelt es sich um ein sog. Oder-Konto, bei dem beide die gleichen Rechte haben und ohne Zutun des anderen über das Konto verfügen.

Ihr überweist eure Gehälter auf das Gemeinschaftskonto und bezahlt davon alle Rechnungen. Auch alle alltäglichen und individuellen Ausgaben laufen über dieses Konto.

Achtung: Wenn der Familienernährer der Hausfrau eine EC-Karte für sein Konto ausstellt, ist das noch kein Gemeinschaftskonto oder im Entferntesten ein Kontenmodell für eure Beziehung. Es ist eher eine gefährliche finanzielle Abhängigkeit, die jederzeit zu ihrer Verarmung führen kann.

Variante #3 Kontenmodell mit 3 Konten

In Zeiten kostenfreier Girokonten ist es kein Problem, wenn ihr eure Konten behaltet und ein weiteres Gemeinschaftskonto eröffnet. Es ist eine Kombination aus den beiden vorangegangenen Varianten.

Auch hier gibt es verschiedene Spielarten, die ihr flexibel an eure Vorstellungen anpassen könnt. Entweder jeder lässt sein Gehalt auf das 3. Konto überweisen und euch selbst zahlt ihr zu gleichen Teilen eine Art Taschengeld aus. Oder ihr überweist jeden Monat einen Betrag X entsprechend der Höhe eurer Einkommen zur Deckung der Kosten auf das Gemeinschaftskonto.

Nach Abzug der Fixkosten verfügen beide monatlich über den gleichen Geldbetrag und können damit machen was sie wollen. Ist das in deinen Augen fair?

Gerade Frauen profitieren von diesem Modell, da sie häufiger weniger verdienen und mehr unbezahlte Hausarbeit verrichten. Die Transparenz der gemeinsamen Finanzen schafft Vertrauen und sichert im Worst Case finanzielle Ansprüche.

Welche Einkommensaufteilung ist fair?

Welche Einkommensaufteilung ist fair?

Wie sich eine Partnerschaft mit der Zeit festigt, so entwickeln sich auch die finanziellen Verknotungen. Wenn ihr als Paar Finanzen organisieren müsst, ist das ein Ausdruck eurer sich entwickelnden Beziehung. Wer zusammen wohnt, heiratet und eine Familie gründet beschließt füreinander einzustehen und Sorge zu tragen.

Was für viele wohl immer noch als Liebeskiller gilt, ist in Wahrheit die Basis für eine gemeinsame Lebensplanung. Sprecht früh über finanzielle Themen und findet heraus, wie der andere tickt. Das Kontenmodell eurer Beziehung ist dabei ein wichtiger Punkt.

Beim ersten Date geht es schon los. Wer bezahlt die Rechnung?

Der Typ Familienernährer greift sofort zu seiner Geldbörse. Die Frau lässt sich gerne einladen. Wer eher auf eine gleichberechtigte Aufgabenverteilung aus ist, fragt sein Gegenüber erstmal: Wie hättest du es denn gerne? Beim 2. Date kann ja dann der andere bezahlen.

Als Paar müsst ihr viele Abzweigungen nehmen, um den idealen Weg für eure gemeinsamen Finanzen zu finden. Vergesst dabei aber nicht, auch über euer eigenes Geld zu verfügen.

Fazit, wie ihr als Paar Finanzen organisieren könnt

Es muss für dich möglich sein ohne Diskussionen Geld auszugeben. Jeder hat doch eigene Wünsche für die er oder sie sparen will. Wenn ihr das mit einem Gemeinschaftskonto schafft, ist das okay. Wenn ihr dafür eigene Konten braucht, ist das auch gut.

Wichtig ist das Streitpotenzial so gering wie möglich zu halten. Niemand soll ein schlechtes Gewissen haben, wenn er sich mal etwas gönnt. Das muss nicht sein. Im wahren Leben wird es nie zu 100 % gleiche Vorstellungen geben.

Um als Paar zu wachsen, ist es wichtig gemeinsam über EURE Finanzen zu entscheiden. Wieviel Geld wird monatlich für was ausgegeben?

Außerdem werdet ihr zusammen Sparziele wie den nächsten Urlaub planen. Warum wollt ihr Geld zurücklegen? Ist es euch bspw. wichtig in Zukunft ein Eigenheim zu besitzen? Anhand eurer Wünsche legt ihr ein gemeinsames Budget fest.

Mit dem 3-Konten-Modell behält jeder von euch ein Stück Autonomie. An dieser Stelle sei das Schreckgespenst Scheidung erwähnt. 2018 betrug die Scheidungsquote in Deutschland 32,94 %. 2005 lag die Quote sogar bei 51,92 %. So eine EC-Karte ist schnell gesperrt und auch das Gemeinschaftskonto ist ohne Vorwarnung ausgeräumt.

Ein Backup-Plan scheint für viele ein Verrat an der Liebe. Doch wollt ihr in einer Beziehung leben, die in der allergrößten Not von finanzieller Abhängigkeit und der Sorge vor Verarmung zusammen gehalten wird?

Im Haushalt und in der Kindererziehung fällt viel Arbeit an, der man kein Preisschild verpassen kann. Ohne seine Hausfrau könnte der Familienernährer seinen Job nicht ausüben. In jeder Einkommenskonstellation ist es sinnvoll über eine Absicherung nachzudenken.